Die Nordmanntanne
Die jahrhundertealte Tradition zu Weihnachten einen Christbaum aufzustellen erfreut sich weltweiter Beliebtheit. Für Katholiken, Protestanten und Andersgläubige, für Große und Kleine bedeuten diese besonderen Wochen in der winterlichen Atmosphäre eine liebliche Zeit der Freude und des Friedens. Zum Gelingen dieses erholsamen Weihnachtsfestes geht die besonders besinnliche Adventszeit voraus. Das eigentliche Hauptfest ist der 25. Dezember und am 6. Januar, mit dem Dreikönigstag wird die Weihnachtszeit abgeschlossen. Nach überlieferter Tradition kann die Weihnachtszeit jedoch bis Mariä Lichtmess, dem 2. Februar gefeiert werden. Seit wann der Brauch, zum Fest Christi Geburt einen geschmückten Weihnachtsbaum aufzustellen begonnen hat, wird mit der Angabe von „vor einigen hundert Jahren“ umschrieben. Ein Zeitungsartikel aus den Historischen österreichischen Zeitungen berichtete im Jänner 1881: Erzherzog Albrecht (Herzog deutscher Abstammung), der hohe Gast und Gönner unsere Kurortes, war der erste, dessen Kinderauge einen Christbaum erschaute. Das „Wr. Illust. Extrablatt“ erzählt hierüber folgendes: „Es ist eigentlich noch gar nicht so lange her, etwas über ein halbes Jahrhundert, dass sich der Kultus des Christbaums in Wien eingebürgert hat. Niemand Geringerer als ein Mitglied des kaiserlichen Hauses, eine in allen Schichten der Bevölkerung hochverehrte Frau gab die Anregung hierzu. Erzherzog Karl, der Held von Aspern, holte sich seine Braut aus dem deutschen Reiche. Am 17. September 1815 vermälte er sich mit Prinzessin Henriette, der Tochter Friedrich Wilhelms, souveränen Herzogs von Nassau-Weilburg. Auf der Weilburg, in der Heimat der Prinzessin fand die Trauung statt, darauf hielt die junge, achtzehnjährige Frau an der Seite ihres Gemals den Einzug in Österreich, um sich auf der Weilburg bei Baden niederzulassen, welche der Erzherzog, in Verwirklichung eines ebenso sinnigen, als zarten Gedankens, genau nach dem Muster des Stammschlosses seiner Gemalin hatte erbauen lassen. Erzherzogin Henriette, diese edle, von allen Reizen der Liebenswürdigkeit und Anmuth umflossene Frauengestalt, war es, welche den schönen, poetischen Brauch des Christbaums aus protestantischen Landen nach Wien verpflanzte, von wo aus er sich über das ganze Reich verbreitete. Einige Monate, nachdem der erste aus dieser Ehe stammende Sprosse zur Welt gekommen war (im August 1817), fiel Weihnachten und dieses Kind war das erste in Wien, welches den Christbaum mit all seinem Zauber und Lichterglanz erblickte. Derjenige, dessen Kinderauge den ersten Christbaum erschaut, er lebt heute noch. Es ist Erzherzog Albrecht. Im Palais des Erzherzogs Karl auf der Bastei war der erste Christbaum in Wien; in den nächsten Jahren schon gab es kein Bürgerhaus, keine Hütte der Armen mehr, in der nicht der traute Tannenbaum mit seinen Papierketten und Herzchen, seinen vergoldeten Aepfeln und Nüssen die bezauberte Kinderwelt um sich versammelt hätte. Mit dem poitischen Weihnachtsbaum kam der ehedem stark kultivirte „Niklo“ mit seinem „Krampus“ immer mehr aus der Mode. Welches Kind stellt wohl heute noch in der Nacht vor dem 6. Dezember seine Stiefel vor's Fenster, um sich vom „Niklo“ etwas „einlegen“ zu lassen? Aber für den Christbaum und was „d'rum und d'ran“, schwärmen sie Alle, die kleinen und die großen Kinder, die Jungen und die Alten, die Katholiken und Andersgläubigen. Ein tragisches Geschick wollte es, dass gerade Weihnachten, deren Feier in der neuen Heimat der Prinzessin durch sie einen erhöhten Reiz erhielt, daß dieses schöne Fest, welches die hohe Frau nie vorübergehen ließ, ohne Hunderte glücklich zu machen, welches ihr stets ein Anlaß war, ungezählte Wohlthaten zu üben - - ihr in den Tod bringen sollte. Um die Weihnachtszeit des Jahres 1829 von einem Unwohlsein ergriffen, ließ es sich Erzherzogin Henriette oder, wie sie im Volke allgemein genannt wurde, die „Carlin“, dennoch nicht nehmen, den „Christkindelmarkt“ persönlich zu besuchen. Die Folge hievon war eine starke Verkühlung und diese führte den Tod der edlen Frau herbei. Fünf Tage nach dem heil. Abend am 29. Dezember, starb Erzherzogin Henriette, beweint von ihrem Gatten, beweint von ganz Wien.“ Und noch etwas aus unserem Nachbarland Österreich: Christbaum aus NÖ wird an Papst übergeben. Der Christbaum für den Petersplatz in Rom kommt heuer aus Gutenstein (Bezirk Wiener Neustadt). Die Fichte wird am Samstag aufgestellt. Hunderte Niederösterreicher reisen aus diesem Anlass nach Rom. Ein rekordverdächtiger Gruß aus NÖ: 120 Jahre alte Fichte, neun Tonnen schwer und 33 Meter hoch ist die Fichte aus Niederösterreich - so hoch wie noch kein Christbaum auf dem Petersplatz zuvor. Jeder Brauchtum ist dem Wandel der Zeit ausgesetzt und hiervon ist auch der Weihnachtsbrauch nicht frei. Die Lichterketten in den Städten, an den Häusern, den Bäumen und Gärten müssen nicht mehr aus einem religiösen Anlass leuchten. Die ursprünglichen christlichen Motive werden mit säkularisierten Formen vermischt. Denn der Ausgangspunkt des christlichen Festgeheimnisses von Weihnachten ist die Geburt Jesu Christi. Zauber und Lichterglanz, vergoldeten Äpfeln und Nüssen, Papierketten und Herzchen, bunte Glaskugeln, Strohsterne, Engel, Holz- und Silberschmuck zieren den Christbaum. Das Licht steht für Erkenntnis und Weisheit im religiös spirituellem Sinn. Die bezauberte Kinderwelt wird wieder sichtbar und erfreut die Herzen der Erwachsenen. Der geschmückte Weihnachtsbaum ist ein Nadelbaum, hauptsächlich werden Tannen und Fichten genutzt. Das Highlight unter den Weihnachtsbäumen ist die Nordmann-Tanne. Diese edle Tanne ist der meist begehrteste Christbaum und besticht durch die dunkelgrünen, glänzenden Nadeln. Die Nadeln sind nicht spitzig und stechen nicht. Sie trocknen nicht aus, wie andere Nadelgewächse, deren Nadeln schon nach wenigen Tagen den Boden bedecken und der Teppich wie ein Waldboden aussieht. Die Nordmanntanne hält wochenlang und die Freude am Zauber- und Lichterglanz des liebevoll geschmückten Weihnachtsbaumes ist sichergestellt. Die Nordmann-Tanne, auch Nordmanntanne oder Nordmanns Tanne wird auch Kaukasus-Tanne genannt. Sie stammt aus der Familie der Kieferngewächse und wuchs ursprünglich im Gebiet der Schwarzmeerküste und dem Kaukasus. Sie wurde von dem finnischen Biologen Alexander von Nordmann entdeckt. Seit dem 19. Jahrhundert wird sie in Mitteleuropa angepflanzt und gehört zu dem beliebtesten Weihnachtsbaum. Frisch geschlagen verbreitet sie im Weihnachtszimmer an Heiligabend einen wunderbaren Duft. Die Nordmann-Tanne wächst langsamer als die herkömmlichen Nadelgewächse. Die edlen Eigenschaften dieser Tanne verdienen deshalb auch einen etwas höheren Preis, zumal sie sich in geheizten Räumen wohlfühlt. Die Zweige sind stabil und aufgerichtet, daher vertragen sie schwereren Schmuck und viele Kerzen. Eine Nordmann-Tanne hat starre, nicht stechende 1 bis 3 cm lange Nadeln, die 2 – 3 mm breit sind. Auf der Oberseite sind sie glänzend dunkelgrün, auf der Unterseite hellgrün. An den Triebspitzen bilden sich dunkel- bis rotbraun gefärbte Knospen. Bis die Nordmann-Tanne zur Weihnachtstanne herangewachsen ist, vergehen ungefähr 7 bis 10 Jahre. In der Fernsehsendung „Frag doch mal die Maus“ wurden an einer Nordmann-Tanne von einer Höhe 1,63 m – das ist die durchschnittliche Größe eines herkömmlichen Weihnachtsbaumes – 187.333 Nadeln gezählt. Die Blütezeit ist im Mai. Die männlichen Blütenzapfen sind von rötlich-braun bis rötlich gelber Färbung. Die weiblichen Blütenzapfen sind zuerst grünlich und später gelbgrün bis rötlich in der Färbung. Sie haben eine Länge von 8 bis 16cm und einen Durchmesser von 3 bis 5cm. Die Samen werden von September bis Oktober reif und die geflügelten Samen sind etwa 1cm groß. Die Borke der Nordmann-Tanne ist grau bis dunkelbraun gefärbt. Da es immer schwieriger ist Zapfenpflücker zu finden, die kletternd alte Bäume erklimmen, um die Samenzapfen zu pflücken, werden in Deutschland Saattannen angebaut. Die Baumkrone ist dicht beastet und reicht in geschlossenen Anpflanzungen bis auf die halbe Baumhöhe herab. Bei freistehenden Bäumen reichen die Äste bis zum Boden. Wenn die Nordmann-Tanne in Wäldern kultiviert wird erreicht sie eine Wuchshöhe von 40 bis 60 Metern. Tiefreiche Pfahlwurzeln werden durch kräftige Seitenwurzeln ergänzt und machen die Nordmann-Tanne äußerst sturmfest. Deshalb wird sie oft in Mischwäldern angepflanzt um den Bestand gegen heftige Stürme zu sichern. Der Stamm kann einen Durchmesser von 2 Metern erreichen und das Höchstalter der Nordmann-Tanne beträgt 500 Jahre. |